Patchwork
Übersetzt „Fleckerlarbeit“: verschiedene Stoffe werden nach Muster zu einem größeren Stück zusammengesetzt. Dies kann mit ganz einfachen Rechtecken oder komplizierten Formen geschehen. Genäht wird von Hand oder mit der Maschine.
Im erweiterten Sinne zählen zu Patchwork auch Quilten und Applikation.
Quilt
Decken, Wandbehänge oder Kleidungsstücke nennt man Quilts, wenn sie aus drei Lagen zusammengesteppt (=gequiltet) sind: Schauseite, Futter und Rückseite. Das Quilten erfolgt von Hand oder auch mit der Nähmaschine und wird häufig nicht nur zum Verbinden der drei Lagen, sondern auch als Dekorationselement zur Erzeugung reliefartiger Muster eingesetzt.
Die Schau- und die Rückseite bestehen entweder aus einem durchgehenden Stück Stoff oder einem Patchwork.
Das Futter kann aus Baumwolle, Wolle, Seide oder Polyester bestehen und wird heute meist als Vlies verarbeitet.
Applikation
Bei der Applikation werden auf einem Grundstoff farbige Stoffe als Muster zugeschnitten, aufgelegt und befestigt.
Mola ist eine Besonderheit der Applikation (Revers-Applikation), die von den Kuna-Indianerinnen in Panama entwickelt wurde. Dabei werden in den Oberstoff Muster geschnitten, durch die darunter gelegte farbige Stofflagen zum Vorschein kommen.
Patchwork Geschichte
Die Ursprünge des Patchwork
Die ersten zusammengesetzten Stoffmuster lassen sich weit bis in die Vergangenheit und in viele Länder zurück verfolgen. Bekannt ist beispielsweise als frühestes erhaltenes Stück eine Applikationsarbeit aus dem 9. Jahrhundert v. Chr., die sich heute im Boulak-Museum in Kairo befindet. Wir können davon ausgehen, dass wohl die meisten Stoffarbeiten Alltagsstücke waren und daher verbraucht wurden. Aus dem asiatischen Raum sind nämlich z. B. nur einige wenige indische und indonesische Kleidungsstücke in Patchworktechnik aus dem 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. in Fragmenten erhalten. Bildliche Darstellungen von zusammengesetzten Stoffmustern auf Kleidung unterschiedlicher Art finden sich in vielen Heimatmuseen.
Auch das Quilten ist keine neue Erfindung. Hier datieren die ältesten erhaltenen Hinweise aus den Zeiten der Kreuzfahrer, als man Westen, die zwischen Haut und metallener Rüstung getragen wurden, zur besseren Polsterung fütterte und zwecks Stabilität absteppte. Für das Steppen wurden je nach Träger einfache oder auch schon sehr komplizierte Muster aufgezeichnet und nachgequiltet. Auch Hauben aus dem deutschen Raum sind schon früh gesteppt und so in Form fixiert worden. Warme abgesteppte Decken sind uns als Ausstattungsstücke von vielen europäischen Schlössern und Klöstern bekannt – anzunehmen ist, dass diese aber auch in mehr oder weniger künstlerischer Form in jedem Privathaushalt vorhanden waren.
Patchwork in Amerika
Die Siedler aus vielen europäischen Ländern brachten die Tradition des Nähens von Patchwork und Quilts nach Amerika, wo Klimaverhältnisse und Materialknappheit dazu führten, dass in kürzester Zeit viele Quiltdecken aus Patchwork (den Resten der mitgebrachten Kleidung) entstanden. Die Notwendigkeit, große Decken schnell anzufertigen, ließ es als praktisch erscheinen, in Gemeinschaft zu arbeiten. Daher verbreiteten sich auch einmal gefundene Muster in Windeseile.
Motive waren religiöser Art, wie „Jakobsleiter“ oder „Dornenkrone“, oder auch Dinge des täglichen Lebens, wie „Log Cabin“ (Blockhaus), Sterne, “Grandmother’s Flowergarden“ (Großmutters Blumengarten), „Flower-Baskets“ (Blumenkörbe) usw.
Eine Frau entwarf und nähte normalerweise die Schauseite ihrer Decke. Sobald sie damit fertig war, lud sie zum „Quilten“ ein. In einer Gemeinschaftsarbeit, dem sog. „Quilting Bee“ wurden Schauseite, Futter und Rückseite zusammengesteppt. Hierzu wurde die Decke auf einen Rahmen gespannt, um den die Frauen saßen. Gesteppt wurde und wird entweder den Nähten entlang oder/und nach aufgezeichneten Mustern.
Bei den noch heute bekannten Amishen (besonders religiöse Siedler deutscher und schweizer Abstammung) gehörten übrigens Quilts zu jeder Aussteuer. Bis zur Hochzeit sollte jede Frau 12 Quilts angefertigt haben, der dreizehnte wurde die Hochzeitsdecke.
In den USA findet das Patchworken und Quilten seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts besondere Aufmerksamkeit, weil es als eine Kunst gilt, die in besonderer Weise zur Geburt dieser Nation beigetragen hat.
Patchwork in Europa
In Europa ist man in den 1970er Jahren auf das amerikanische Patchwork aufmerksam geworden. Ausgangspunkt waren dabei meistens die vorgefundenen amerikanischen Stücke und Muster. Später hat man nach eigenem Erbe gesucht und moderne Formen entwickelt. Seit etwa 1985 haben sich in vielen europäischen Ländern Frauen zu Gilden zusammengeschlossen, um den Gedanken des Patchwork und Quilts zu verbreiten und Ausstellungen und Kontakte möglich zu machen.
Weltweit bestehen heute Verbindungen zu Verbänden in Asien (Japan, Korea), Australien, Neuseeland, USA und Kanada. Hier geht’s zur Deutschen Patchworkgilde.